Diktatoren und ihre Lieblingsspeisen zum Nachkochen

Geschmortes Schweinebauch Rezept
Geschmortes Schweinefleisch war Mao Zedongs Lieblingsgericht; Foto: aus dem Buch "Zu Tisch bei Diktatoren"

In diesem Buch werden die schlimmsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts aus einer ganz neuen Perspektive betrachtet, nämlich mit dem besonderen Blick auf ihre kulinarischen Obsessionen …

Wer hätte gedacht, dass Adolf Hitler, obwohl er Vegetarier war, ein Faible für junge Tauben hatte, gefüllt mit Zunge und Leber? Oder dass Mussolini am liebsten rohen Knoblauch aß, den er sogar schüsselweise vertilgte? Hastings Banda, der asketische Herrscher von Malawi, ging nie aus dem Haus, ohne sich ein paar knusprige Würmer als Snack in seine Hosentaschen zu stopfen! Und Idi Amin – den man im Verdacht hatte, kannibalistischen Gelüsten zu frönen – verzehrte bis zu vierzig Orangen pro Tag. Hat der Kommunist Fidel Castro seinen Gästen wirklich beigebracht, wie man Hummer grillt? Und liebte Pol Pot tatsächlich nichts so sehr wie Kobra-Eintopf?

In diesem etwas anderen Geschichtsbuch, das gleichzeitig auch Fotoalbum und Rezeptsammlung ist, gehen Clark und Scott nicht nur den Essgewohnheiten der Tyrannen auf den Grund, sondern beschäftigen sich darüber hinaus mit allem, was rund ums Essen sonst noch eine wichtige Rolle spielte: mit Tischgesprächen, Manieren, Verdauungsproblemen, häuslichen Angelegenheiten, Suchtproblemen, Krankheiten und ernährungspolitischen Maßnahmen. Sofern keine humanitären Gründe dagegen sprachen, haben sie die Lieblingsgerichte der Diktatoren mit Rezepten zum Nachkochen abgedruckt. Wo das nicht möglich war, sind die Autorinnen auf eine naheliegende Spezialität ausgewichen.

Mao Zedongs Lieblingsgericht zum Nachmachen

Während seiner siebenundzwanzig Jahre dauernden Herrschaft – von 1949 bis 1976 – setzte Mao alles daran, sein rückständiges Land, das von traditioneller Agrarwirtschaft geprägt war, in ein modernes Industrieland zu verwandeln. Die Widerstände waren groß, aber der eiserne Wille und das brutale bis terroristische Durchsetzungsvermögen des Großen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas zwangen die Chinesen zu bedingungslosem Gehorsam. Mao gelang es, sein Land nach einem jahrelangen Bürger- krieg zu vereinen, aber die Opfer waren groß.

Mao blieb zeit seines Lebens den Spezialitäten seiner Heimatprovinz Hunan treu. Eines der traditionellen Gerichte aus dieser Gegend ist Schweinebauch, der in einer süßen Marinade gekocht wird. Mao aß dieses Gericht zweimal pro Monat und war fest davon über- zeugt, dass es seine geistigen Fähigkeiten stärkte und ihn ermächtigte, seine Feinde zu besiegen. Das Fleisch musste unbedingt von einem Ningxiang-Schwein stam- men, einer fast tausend Jahre alten Rasse, die kürzlich zum »agrarkulturellen Erbe« Chinas erklärt wurde.

HONG SHAO ROU

(Rot geschmorter Schweinebauch)

Zutaten

Für 2-3 Personen

450 g Schweinebauch
2 Esslöffel Erdnussöl
25 g Kristallzucker
1 Esslöffel Shaoxing-Reiswein
1 zwei Zentimeter langes Stück Ingwer, mit Schale in dünne Scheiben geschnitten
1 Sternanis, zermahlen
2 getrocknete rote Chilischoten, zermahlen
1 kleine Zimtstange, zermahlen
4 Esslöffel helle Soja-Sauce
1 Schuss dunkle Sojasauce
1 Bund Frühlingszwiebeln, fein gehackt

Zubereitung

Den Schweinebauch knapp mit Wasser bedecken und 3 – 4 Minuten köcheln lassen. Herausnehmen, abkühlen lassen und in Stücke schneiden.

In einem Wok das Erdnussöl erhitzen. Sternanis und Ing- wer hineingeben. Fleisch hinzufügen und kurz anbraten, dann wieder herausnehmen. Zucker einstreuen und schmelzen lassen. Hitze höher stellen und rühren, bis er karamellisiert. Etwas Wasser angießen und verrühren. Chili und Zimt einrühren. Den Schweinebauch in den Wok geben und schwenken. Reiswein, Soja-Sauce und heißes Wasser angießen und das Fleisch, ganz von Flüs- sigkeit bedeckt, bei geringer Hitze zwei Stunden köcheln lassen, bis es zart ist.

Das Fleisch herausnehmen, warm halten und die Flüssig- keit einkochen. Fleisch auf eine Servierplatte geben und mit der Sauce überziehen. Zum Schluss die fein gehack- ten Frühlingszwiebeln darüber streuen.

Mit gedämpftem Reis servieren.

Weitere spannende Rezepte zum Nachkochen finden Sie hier.

BUCHTIPP:

Zu Tisch bei Diktatoren – Die Lieblingspeisen der Tyrannen

Wer hätte gedacht, dass Mussolini schüsselweise rohen Knoblauch vertilgte? Oder dass Idi Amin bis zu vierzig Orangen pro Tag verzehrte? Dieses Buch betrachtet die schlimmsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts aus einer ganz neuen Perspektive, nämlich mit Blick auf ihre kulinarischen Obsessionen. Und nicht nur die Essgewohnheiten werden beleuchtet, sondern alles, was rund ums Essen sonst noch eine Rolle spielt: Tischgespräche, Manieren oder ernährungspolitische Maßnahmen. Zu allen Gerichten gibt es die Rezepte zum Nachkochen. Mit europäischen Alternativen im Falle zu sehr exotischer Originalzutaten – guten Appetit!

Heyne Hardcore Verlag, 20 Euro
ISBN: 978-3453272866

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