“Da steppt der Bär” – Beliebte deutsche Redewendungen und ihre Herkunft

Tanzender Bär
"Da steppt der Bär" - eine durchaus bekannte Redewendung, doch woher kommt sie?

“Da steppt der Bär”, “Klappe zu, Affe tot”, “Einen Zahn zulegen” – Wenn man sich diese Redewendungen mal bildlich vorstellt, kann man wohl kaum leugnen, dass sie einem ganz schön absurd erscheinen. Trotzdem werden diese und noch viele weitere fast täglich verwendet. Doch was sie genau bedeuten und woher sie kommen, ist den meisten gar nicht bekannt. Wir nehmen einige der beliebtesten Sprichwörter unter die Lupe.

Tomaten auf den Augen haben

Bedeutung: Auf dem Weg zur Arbeit, zur Uni oder auch zur Oma vertreibt man sich die Zeit mit dem Smartphone. Viel zu vertieft, weil die Susi wieder ein lustiges Video geschickt hat, merkt man fast gar nicht, dass man immer noch in Bewegung ist. Der Blick wendet sich erst vom Handy ab, als man plötzlich eine unschuldige Person anrempelt. Diese ist verärgert und ruft nur noch: „Hast du Tomaten auf den Augen?“

Herkunft: Nicht alle sind sich bei der Herkunft der Redewendung ganz einig, jedoch bezieht sich eine der bekanntesten Thesen mehr auf die Farbe als auf die Tomate selbst. Wenn man müde und verschlafen ist, hat man oft rote und geschwollene Augen. Das weiße um die Pupille färbt sich rot und man könnte meinen, dass man Tomaten auf den Augen hat. Außerdem sind müde Menschen nicht sehr aufmerksam und bemerken vieles nicht.

Etwas durch die Blume sagen

Bedeutung: Blumen sind eine der beliebtesten Gesten um Zuneigung auszudrücken, doch auf der anderen Seite können sie auch eine negative Bedeutung haben. Zum Beispiel kann man durch die Blume vorsichtig Kritik ausüben oder etwas indirekt andeuten.

Herkunft: Viele Blumen sprechen für sich, so steht die Rose für die Liebe, Tulpen für die Weiblichkeit und Vergissmeinnicht erklärt sich von selbst. Diese Sprache war auch bekannt als Blümeln und war besonders im 18. Jahrhundert sehr beliebt. So konnte man Gedanken und Gefühle beschreiben, ohne diese ausdrücklich benennen zu müssen. Vor allem die Schriftstellerin Mary Wortley Montagu (1689 – 1772) machte das Blümeln populär. Jedoch nannten bereits die Römer das kunstvolle Schmücken der Sprache „flosculus“ was so viel wie „Blümchen“ heißt. Daraus entstand auch das deutsche Wort „Floskel“.

Den Faden verlieren

Bedeutung: Manchmal, wenn man eine Geschichte oder einen Witz zu erzählen und dabei versucht, sinnvolle Sätze in chronologischer Reihenfolge zu bilden, kommt es schon mal vor, dass sich die Gedankengänge ineinander verknoten und man völlig den Überblick verliert, was man eben gerade sagen wollte. Man hat „den Faden verloren“.

Herkunft: In der ursprünglichen Bedeutung kam das Sprichwort aus dem Bereich der Handarbeit. Verlor man den Faden, der aus der Hand gerutscht war, so wurde die Arbeit gestört. Aber es gibt auch noch eine weitere spannende Erklärung. Hier ist die Rede vom Ariadnefaden aus der griechischen Mythologie. Der Faden markiert den Weg durch das Labyrinth von Daidalos. Wenn Theseus den Faden verloren hätte, hätte er auch die Orientierung verloren.

Einen Zahn zulegen

Bedeutung: Wenn man den Wecker verschlafen hat und es nun ganz eilig in die Arbeit hat, dann ist natürlich ein langsamer Vordermann auf der Fahrbahn sehr ärgerlich. Da würde man ihm am liebsten zurufen, dass er doch mal „einen Zahn zulegen“ sollte.

Herkunft: Im Mittelalter wurden große Kochkessel über offenes Feuer in eine Zahnstange eingehängt. Damit das Essen schneller fertig wird, musste natürlich die Temperatur im Topf erhöht werden. Dabei wurde dieser einen Zahn tiefer gehängt.

Blau machen

Bedeutung: Die meisten von uns haben bestimmt schon einmal „blau gemacht“ oder kennen zumindest einen alten Schulkameraden, der hin und wieder grundlos geschwänzt hat. Aber was genau hat es mit der Farbe Blau zutun und wieso nicht gelb oder grün machen?

Herkunft: Die Herkunft dieser Redewendung ist nicht genauestens gesichert daher stellen sich viele Hypothesen auf. Eine davon ist, dass der Ausdruck „Blauer Montag“ für den arbeitsfreien Montag der Handwerker steht. Somit wurde die Farbe Blau mit „nicht arbeiten müssen“ verbunden.

Alles in Butter

Bedeutung: Der Umzug verlief ohne Probleme, alles steht an seinem rechten Platz und nichts fehlt. So weit so gut. Jeder wünscht sich doch, dass „alles in Butter“ ist. Wenn dieser Fall eintritt, gibt es keine Probleme weit und breit und alles scheint in bester Ordnung zu sein.

Herkunft: Auch diese Redewendung stammt aus Zeiten des Mittelalters. Damals wurden oft wertvolle Gläser aus Italien nach Deutschland geschickt und über die Alpen transportiert. Dabei gingen viele Gläser zu Bruch und um dies zu vermeiden, kam man auf die Idee die Gläser in Fässer zu verpacken. Die Fässer wurden anschließend mit flüssiger Butter übergossen. So waren die Gläser fixiert und gesichert, wenn die Butter wieder fest wurde. Es war also „alles in Butter“.

Jetzt wird's tierisch

Frosch im Hals

Bedeutung: Wer kennt es nicht, man ist gerade dabei etwas zu sagen und merkt auf einmal, dass der Hals ganz trocken ist. Trotz mehrfachem Räuspern kommt kein Ton raus. Das Einzige was man gerade so noch über die Lippen bekommt ist ein leises Krächzen „ich habe einen Frosch im Hals“.

Herkunft: Bei dem eben genannten Frosch handelt es sich jedoch nicht wirklich um die kleine, quakende Amphibie. Man geht davon aus, dass das Wort auf den medizinischen Begriff Ranula zurückzuführen ist. So bezeichnen Ärzte ein Geschwulst unter der Zunge oder im Rachenbereich. Betroffene leiden unter ähnlichen Symptomen wie wenn man sich verschluckt oder erkältet hat. Außerdem ist der lateinische Begriff für Frosch auch rana und da sich beide so ähnlich anhören, entstand so ein Wortspiel.

Klappe zu Affe tot

Bedeutung: Da zurzeit aufgrund von Corona die Gastronomie schon um 22 Uhr schließt, wird um halb zehn das letzte Bier bestellt um den letzten Bissen Schweinebraten noch schnell runterzuspülen. Punkt Zehn Uhr abends heißt es dann nur noch „Klappe zu, Affe tot.“

Herkunft: Es lässt sich streiten woher diese Redewendung kommt. Und wenn man genau drüber nachdenkt, ist sie tatsächlich ein wenig seltsam. Woher dieser Satz kommt, ist nicht zu 100 Prozent sicher, aber viele sind der Meinung, dass er vom Zirkus kommt. Früher hatten Zirkusse kleine Äffchen in einer Holzkiste am Kassenhäuschen. Diese sollten mit kleinen Kunststücken Menschen anlocken, weil Affen damals oft eine Hauptattraktion waren. Blieb die Klappe zu, konnte man davon ausgehen, dass der Affe gestorben ist und keine Vorstellung stattfindet.

Da steppt der Bär

Bedeutung: Eine verblasste Erinnerung, aber vor gar nicht allzu langer Zeit waren größere Veranstaltungen wie Geburtstage, Hochzeiten, Namenstag und so weiter noch erlaubt und nicht verpönt. Die Anzahl an Menschen war nicht von Inzidenzen abhängig und so konnten große Menschenmassen auf ein und derselben Party sein. Viel los und gute Stimmung. Ja, man konnte damals sagen: „da steppt der Bär“

Herkunft: Ein steppender Bär – eine lustige und irgendwie absurde Vorstellung, bei der es doch unmöglich um echte Bären handeln kann? Doch ganz so falsch ist das gar nicht. Der Ursprung dieser Redewendung zieht sich zurück bis ins Mittelalter. Damals zogen Jahrmärkte und Wanderzirkusse durchs Land und verbreiteten gute Laune. Sehr beliebt waren vor allem die Tanzbären. Diese führten kleine Kunststücke vor und manchen wurde auch das Tanzen antrainiert.

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