Schulmediation: Streiten will gelernt sein

Seniorpartner in School, Bayern
SiS schlägt eine Brücke zwischen Alt und Jung: Schulmediation ist ein Ehrenamt für ein Alter, das noch etwas vorhat; Fotos: A. Jäger

„Der Luca ist jetzt mein Freund geworden!“. Freudestrahlend rennt der 7jährige Marc zu den beiden Schulmediatoren Theo Fokken und Susanne Bauer. „Klasse Marc, das freut uns“, erwidert Schulmediator Theo Fokken. „Und beim nächsten Mal weißt Du, was Du tun kannst, damit überhaupt erst kein Streit entsteht.“

Mediative Lösungsansätze

Kindern dabei helfen, ihre Alltagskonflikte durch Mediation konstruktiv, wertschätzend und gewaltfrei zu lösen: Diese Aufgaben hat sich die Organisation „Seniorpartner in School“ – kurz SiS – auf ihre Fahnen geschrieben. Rund 80 speziell ausgebildete Schulmediatoren und -mediatorinnen sind derzeit an über 30 Münchner Grund- und Mittelschulen tätig. SiS schlägt dabei eine Brücke zwischen Alt und Jung: Der Begriff Seniorpartner deutet bereits an, dass es sich bei den Ehrenamtlichen um Personen im dritten Lebensabschnitt handelt. Als „Großeltern-Generation“ bringen die Seniorpartner ihre Lebens- und Berufserfahrung in ihr Ehrenamt ein. Sie sind dabei direkt in den SiS-Partnerschulen tätig: „Wir arbeiten in Zweierteams an einem festen Tag pro Woche“, erklärt Theo Fokken. „Jedes Mediatoren-Team ist einer festen SiS-Partnerschule zugeordnet.“ Vier bis sechs Stunden sind die Ehrenamtlichen dann vor Ort – die SiS-Partnerschule stellt hierfür geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung.

Ehrenamt mit hohem Anspruch

In einer umfassenden Ausbildung werden die Seniorpartner auf ihr anspruchsvolles Ehrenamt vorbereitet: Rund 80 Ausbildungsstunden sind zu absolvieren, um die hohe Kunst der Mediation zu erlernen. Mediation: Das bedeutet Vermittlung, die nach einem klar strukturierten Prozess abläuft. Die Kinder nehmen freiwillig daran teil, alle Gespräche bleiben vertraulich. Wichtig ist, dass die Schulmediatoren eine allparteiliche, empathische, fragende und zuhörende Rolle einnehmen: „Von uns kommen weder gute Ratschläge noch Schuldzuweisungen“, so Theo Fokken. „Die Kinder sollen lernen, die Themen ihrer Konflikte zu benennen und ihre Sicht der Dinge darzustellen – aber gleichzeitig auch Respekt für die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu zeigen. Es geht darum, dass sie eigene Lösungen gemeinsam entwickeln.“ Damit entlasten die Ehrenamtlichen das Lehrpersonal an den Schulen, tragen zu einem positiven Lernklima bei und fördern die Demokratiefähigkeit junger Menschen.

Seniorpartner in School, Playmobil Kuscheltier
Spielerisch miteinander ins Gespräch kommen – die Schulmediatoren helfen den Kindern, ihre Konflikte beizulegen
Seniorpartner in School, Bitte nicht stören Schild
Mediationsgespräche bleiben vertraulich: Die SiS-Partnerschulen stellen geeignete Räume zur Verfügung

Grundausbildungen in 2022

Zweimal jährlich beginnen die SiS-Ausbildungsstaffeln, für die sich interessierte Personen ab sofort vormerken lassen können. Die Schulmediatoren-Ausbildung selbst ist kostenfrei, allerdings wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erwartet, dass sie sich nach Abschluss der Grundausbildung zu einer 18-monatigen ehrenamtlichen Tätigkeit an den Schulen verpflichten. Auch die Teilnahme an Fortbildungen wird vorausgesetzt. Auch wenn dies auf den ersten Blick ein hoher Einsatz zu sein scheint: „Wenn die Kinder nach einer erfolgreichen Mediation auf uns zukommen und uns erzählen, dass nun wieder alles in Ordnung ist, können wir uns keinen schöneren Lohn vorstellen“, sagt Theo Fokken.

Personen, die sich für eine Schulmediatoren-Ausbildung interessieren können sich direkt an Jutta Wache wenden. Weitere Informationen auch unter sis-bayern.de.

Seniorpartner in School ist eine bundesweit tätige Freiwilligenorganisation. Der Landesverband Bayern hat eine Landesgeschäftsstelle in München. SiS-Standorte bestehen in München, Augsburg, Deggendorf und Nürnberg.

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